Wusstest du, dass Schweizer Käse nicht nur gut schmeckt, sondern dich auch vor nuklearen Katastrophen, COVID-19, Hackerangriffen und Flugzeugabstürzen bewahren kann? Das sogenannte Schweizer-Käse-Modell hilft nämlich zur Veranschaulichung, Analyse und Prävention von durch den Menschen verhinderbaren Katastrophen [1].
„Das ist doch Käse“ denkt sich jetzt vielleicht der ein oder andere. „Wie soll man anhand von Emmentaler den Hergang einer Katastrophe darstellen können?“
Das geht so: Man stellt sich den Käse in Scheiben geschnitten vor. Jede Scheibe steht für eine Ebene der Unfallprävention, also für eine Maßnahme, die man ergreifen kann, um ein Unheil zu verhindern. Bei der Prävention einer Krankheit wie COVID-19 kann es sich bei diesen „Scheiben“ zum Beispiel um Impfung, Handhygiene und Abstandhalten handeln [2]. Aber wie kommt es nun trotz vieler Ebenen von Schutzmaßnahmen dazu, dass Unheile eintreten, bzw. unserem Beispiel entsprechend Menschen an COVID-19 erkranken? Da kommt die wohl bekannteste Eigenschaft von Schweizer Käse ins Spiel – die Löcher! Genau wie jede Käsescheibe nämlich Löcher hat, ist auch jede Sicherheitsebene löchrig und kann durchdrungen werden, denn keine Maßnahme ist je perfekt. Zum Unfall kommt es dann, wenn die Löcher der einzelnen Käsescheiben zufällig direkt hintereinander liegen, so dass der Käse durchlässig wird – eine Verkettung unglücklicher Umstände, bei der alle Schutzmaßnahmen gleichzeitig versagen und ein Unglücksfall eintritt [1].

Quelle: Ian M. MacKay (2020). virologydownunder.com, https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer-K%C3%A4se-Modell#/media/Datei:SwissCheese_Respiratory_Virus_Interventions_GERMAN.jpg
Was kann man nun dagegen tun? Leider kann man eine Sicherheitsmaßnahme nie zu 100% undurchlässig machen, denn wie gesagt ist keine Maßnahme perfekt, und richtiger Emmentaler hat immer Löcher! Allerdings kann man dafür sorgen, dass etwaige Löcher so klein wie möglich sind, indem man Maßnahmen verbessert [2]. Außerdem kann man mehr unterschiedliche Maßnahmen hinzufügen, denn je mehr verschiedenartige Sicherheitsebenen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Löcher alle hintereinander aufreihen. Also keine Panik! Mit einer durchdachten Kombination unterschiedlicher Schutzmaßnahmen können wir das Risiko deutlich reduzieren und die Chance erhöhen, dass zumindest eine Maßnahme rechtzeitig und wirksam greift [1].

Fazit: Damit ein Unheil geschieht, müssen stets mehrere Schutzebenen durchbrochen werden. Dagegen hilft, einzelne Maßnahmen zu perfektionieren und mehr Maßnahmen hinzuzufügen. Also, lassen wir uns beim Thema Sicherheit nicht den Käse vom Brot nehmen!
Quellen:
[1] Reason, J. (2000). Human error: models and management. BMJ, 320(7237), 768-770
[2] Why Swiss cheese may be the key to keeping you safe from COVID-19, University of Iowa, 2021, https://www.youtube.com/watch?v=uckS8EIehzo
[3] Ian M. MacKay (2020). virologydownunder.com, https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer-K%C3%A4se-Modell#/media/Datei:Swiss_cheese_model_of_accident_causation.png
[4] Susanne Börsch (2019). Wein und Käse: Emmentaler – würziger Genuss aus der Schweiz, https://www.silkes-weinkeller.de/weinblatt-magazin/emmentaler-wuerziger-kaesegenuss-aus-der-schweiz/

Nikolai Überhoff
Nikolai Überhoff ist (Stand 2025) Biologiestudent an der Uni Hamburg und hat im freien Wahlbereich das Seminar Anthropogene Unfälle in der Physik besucht.
Dieser Beitrag wurde redaktionell überarbeitet von Andrea Thorn und Florian Mischke.