Jedes Jahr sterben Millionen von Menschen an vielen verschiedenen Infektionskrankheiten. Doch eine Sache haben die meisten dieser Krankheitserreger gemeinsam: Sie wurden ursprünglich von Tieren auf den Menschen übertragen.
Was macht Zoonosen aus?
Als Zoonose bezeichnet man Infektionen (Viren, Bakterien, Prionen, Pilze etc.), die zwischen dem Mensch und anderen Tieren übertragen werden können. Medizinisch wichtig sind vor allem die Krankheiten, bei denen Menschen durch Tiere infiziert werden, es gibt jedoch auch Zoonosen in die andere Richtung[1]. Jährlich infizieren sich über zwei Milliarden Menschen mit Zoonosen und über zwei Millionen sterben daran[2].
Die Übertragungswege variieren dabei stark: Einige Krankheiten werden durch Bisswunden, tierische Lebensmittel, andere durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen und wieder andere durch Zwischenwirte übertragen. Natürlich werden zoonotische Erreger nach der Erstübertragung oft zwischen Menschen übertragen. Über 70% aller bekannten Infektionskrankheiten sind zoonotisch[2] und ihre Zahl wird durch die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen[2], Massentierhaltung[3] und den Klimawandel[4] größer.

Zoonosen können über viele verschiedene Übertragungswege zum Menschen gelangen. Die häufigsten Arten sind direkter Kontakt mit Tieren, Lebensmittelkonsum und Vektorübertragung durch Mücken oder Zecken.
Quelle: @gesund.bund, https://gesund.bund.de/zoonosen
Bekannte Zoonosen
Wenn man an Zoonosen denkt, kommen einem zuerst Malaria, Pest, BSE, Tollwut, Salmonellen oder Borreliose in den Sinn. Woran man dabei vielleicht weniger denkt, sind Zika-, Influenza- oder Coronainfektionen. Aber auch AIDS ist beispielsweise eine Zoonose, die anfangs hauptsächlich von Schimpansen auf Menschen übertragen wurde und anschließend so stark mutiert ist, dass es zwischen Menschen übertragen werden konnte und Menschen wiederum keine Schimpansen mehr anstecken können[5].

Mehrere HIV-Varianten wurden im Laufe der Zeit von verschiedenen Affenarten auf Menschen übertragen. Am häufigsten sind die von Schimpansen übertragenen Viren.
Quelle: @Spektrum/ Scilogs, https://scilogs.spektrum.de/klartext/files/HIV-origin.png
Welche Probleme bringen Zoonosen mit sich?
Die Infektionszyklen der Erreger zu identifizieren und zu verstehen ist ein wichtiger Schritt, um ein Heilmittel oder präventive Maßnahmen entwickeln zu können. Tollwut beispielsweise befällt das Gehirn, verändert das Verhalten des Patienten stark und führt ohne schnelle Gegenmaßnahmen so gut wie immer zum Tod[6]. Daher kann man die Krankheit auch nur schwer untersuchen[6].
AIDS schwächt das Immunsystem unwiderruflich und es gibt zwar Therapien, aber keine Heilung.
Plasmodium, der Erreger von Malaria, entwickelt sich teilweise in Mücken, teilweise in der menschlichen Leber und teilweise im menschlichen Blut. Mit so vielen Variablen sind einige Vorgänge bei der Entstehung der Krankheit bis heute noch unbekannt[7].
Außerdem reicht bei zoonotischen Krankheiten, anders als bei nicht zoonotischen Krankheiten, eine Behandlung der Menschen nicht immer aus, da die Krankheitserreger in den betroffenen Tieren mutieren und erneut auf Menschen überspringen können. Das alles macht Zoonosen für uns besonders gefährlich und ihre Erforschung und Bekämpfung medizinisch besonders wichtig.
Was können wir tun?
Die effektivste Methode, gegen die meisten Zoonosen anzugehen bleibt, Menschen und Tiere voneinander zu trennen. Mückennetze können vor Malaria retten. Tollwut ist in Deutschland dank gezielter Bejagung von Tieren in Problemregionen und Aufklärung der Gesellschaft sehr selten geworden. Massentierhaltung abzuschaffen und wilden Tieren ihren Lebensraum zu lassen, anstatt ihn abzuholzen, würde die Interaktionen zwischen Menschen und Tieren stark verringern und wäre zusätzlich gut für das Klima und die Natur. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber irgendwo muss man schließlich anfangen…
Informationsquellen
[1] Zoonotic Diseases: Rahman, T. et al. (2020). Zoonotic Diseases: Etiology, Impact, and Control. Microorganisms 8(9), 1-23, https://doi.org/10.3390/microorganisms8091405, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[2] Bundesverband für Tiergesundheit: https://www.bft-online.de/themen/one-health/zoonosen, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[3] Bundestag Ausarbeitung Zoonosen: https://www.bundestag.de/resource/blob/709482/19485c96e154b0413bab0b7b5ff7ad3a/WD-5-070-20-pdf-data.pdf, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[4] Klimawandel und Zoonosen: Filho, W.L. et al. (2022) Climate Change and Zoonoses: A Review of Concepts, Definitions, and Bibliometrics. International Journal of Environmental Research and Public Health. 19(2), 893, https://doi.org/10.3390/ijerph19020893, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[5] HIV: Sharp, M. & Hahn, B. (2010). The evolution of HIV-1 and the origin of AIDS. Philosophical Transactions of the Royal Society B. 365(1552), 2487-2494. https://doi.org/10.1098/rstb.2010.0031, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[6] WHO Tollwut: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/rabies, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[7] Spektrum Malaria: https://www.spektrum.de/thema/malaria/840751, Letzter Zugriff: 10.01.2025
[8] Zoonosen.net: https://zoonosen.net/zoonosenforschung/was-sind-zoonosen, Letzter Zugriff: 10.01.2025

Jakob Mannheimer
Jakob Mannheimer macht seinen Bachelor of Science in Biologie an der Universität Hamburg und studiert momentan im fünften Semester.
Seine wissenschaftlichen Interessensgebiete sind Ökologie, Verhaltensökologie und Naturschutz.
Dieser Blog ist im Rahmen der Vorlesung „Anthropogene Unfälle“ entstanden.
Dieser Beitrag wurde redaktionell überarbeitet von Andrea Thorn und Florian Mischke.