Wie eine simple Checkliste Leben retten kann

Für einige Menschen sind Listen ein Mittel im Alltag, für andere Menschen die rettende Lösung! Zum Beispiel im Operationssaal:

Die „Sicherheitscheckliste für chirurgische Eingriffe“ wurde in mehreren Ländern getestet (siehe Abb. 1) [1] und 2008 nach zwei Jahren von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht.

Abb. 1: Weltgesundheitsorganisation, „Länder, in denen die Sicherheitscheckliste für chirurgische Eingriffe getestet wurde“, Quelle: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/70080/WHO_IER_PSP_2008.07_eng.pdf?sequence=1, abgerufen am 22.11.2024 [1]

Eingeteilt wird diese Checkliste in drei Zeitschritte: Der erste vor Einleitung der Narkose, der zweite vor dem ersten Einschneiden in die Haut und der dritte, bevor die zu behandelnde Person den Operationsraum verlässt (siehe Abb. 2). Dabei werden nicht nur medizinisch relevante Themen, wie die korrekte Körperseite oder der potenzielle Blutverlust abgefragt, sondern auch die Namen und die Stellung aller beteiligten Personen. Zu den befragten Personen gehören unter anderem eine Pflegefachkraft, ein/e Chirurg/in und ein/e Anästhesist/in, sowie natürlich die zu behandelnde Person (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Weltgesundheitsorganisation, „Sicherheitscheckliste für chirurgische Eingriffe“, Quelle: https://www.who.int/teams/integrated-health-services/patient-safety/research/safe-surgery/tool-and-resources, abgerufen am 22.11.2024 [2]

Für die Implementierung in Krankenhäusern stellt die WHO weltweit Materialien, wie beispielsweise ein „Starter-Kit“ (mehrseitiges PDF) zur Verfügung [3]. Ziel ist dabei die Sicherheit von Operationen zu maximieren und vermeidbare Komplikationen zu minimieren. Selbst eine Auseinandersetzung mit den aufgelisteten Sicherheitsaspekten ohne Verwendung als Checkliste soll schon dabei helfen Risiken zu erkennen und im Anschluss zu beseitigen [3].

Bereits zwei Jahre nach Veröffentlichung hatten in einer britischen Studie 98,7% der 238 befragten Kliniken Kenntnis über die Checkliste (Abb. 3). 66% hatten sie bereits regelmäßig in Benutzung [4], von den übrigen 34% nutzen 80% sie inoffiziell oder unregelmäßig [4]. Doch auch die Ausgaben der Kliniken sanken und die Berechnungen ergaben: Nach fünf möglichen verhinderten OP-Komplikationen durch Verwendung der Checkliste und daraus verhinderter Fehler werden über ein Jahr hinweg 3% der ursprünglichen OP-Kosten eingespart [5]! Die Komplikationsrate bei Operationen sank um bis zu 6,7% [6].

Abb. 3: Sivathasan et all., „Wer (…) hat von der WHO OP Checkliste gehört?“, JRSM Short Rep., 10.1258/shorts.2010.010007, abgerufen am 22.11.2024 [4]

Fazit: Eine einseitige, simple Checkliste rettet nicht nur Leben, sondern bringt auch einen finanziellen Vorteil für Kliniken mit sich. Sie ist somit ein gutes Beispiel dafür, wie mit einfachen Methoden Unfälle vermieden werden können.

Quellen:

[1] World Health Organization, „Safe Surgery safes Lives“ 2008, Seite 26, Abbildung 2, https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/70080/WHO_IER_PSP_2008.07_eng.pdf?sequence=1, abgerufen am 22.11.2024

[2] World Health Organization, „Surgical Safety Checklist“, https://www.who.int/teams/integrated-health-services/patient-safety/research/safe-surgery/tool-and-resources, abgerufen am 22.11.2024

[3] World Health Organization, „Starter Kit for Surgical Checklist Implementation“ (Version 1.0) 2008, Seite 4-6, https://cdn.who.int/media/docs/default-source/patient-safety/safe-surgery/starter_kit-sssl.pdf?sfvrsn=9cef94b8_7, abgerufen am 22.11.2024

[4] Sivathasan et all. JRSM Short Rep. 2010, The World Health Organization’s ‘Surgical Safety Checklist’: should evidence-based initiatives be enforced in hospital policy?,  10.1258/shorts.2010.010007, Abbildung 1

[5] Semel et all. Health Aff Millwood) 2011Adopting a surgical safety checklist could save money and improve the quality of care in U.S. hospitals, 10.1377/hlthaff.2009.0709

[6] Weiser et all. Int J Qual Health Care 2010, Perspectives in quality: designing the WHO Surgical Safety Checklist, 10.1093/intqhc/mzq039

Nina Laetitia Fairclough

Nina Laetitia Fairclough ist eine Bachelor-Studentin der Biologie an der Universität Hamburg. Wenn sie nicht gerade molekular-begeistert unterwegs ist, arbeitet sie im AG-Support des Sustainability-Office der Universität Hamburg und engagiert sich im Bereich der Nachhaltigkeit.

Dieser Beitrag wurde redaktionell überarbeitet von Andrea Thorn und Florian Mischke.

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