Es gibt einen nützlichen Baustoff, der nicht brennbar, sehr beständig und vielseitig einsetzbar ist: Asbest. Doch heutzutage wird in Deutschland nicht mehr mit Asbest gebaut.
Was ist Asbest?
Asbestfasern sind natürlich vorkommende kristalline Silikate. Sie haben einen sehr kleinen Durchmesser von 0,02 bis zu 0,2 µm und sind gleichzeitig sehr lang, wodurch sie eine große Oberfläche im Verhältnis zum Gewicht haben. Diese ist 10 – 100 mal größer als die von Baumwolle[1]. Zum Vergleich sind im folgenden Bild Asbestfasern aufliegend auf einem menschlichen Haar dargestellt[1].

Menschenhaar im Vergleich zu Asbestfasern. Quelle: Labor Dr. Schäffner GmbH: Asbestfasern im Größenvergleich zu einem menschlichen Haar. Mit freundlicher Genehmigung.
Durch diese Eigenschaften haben Asbestfasern die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen. Zudem sind Asbestfasern sehr hitzebeständig; sie können Temperaturen von bis zu 1200 °C widerstehen, ohne ihre chemische Zusammensetzung zu verändern[1]. Durch die dicht gepackten Fasern und deren kristalline Struktur hat Asbest eine hohe Zugfestigkeit. Es ist beständig gegen Säuren und Basen, und ein guter Isolator gegenüber Schall, Wärme und Strom. Aufgrund all dieser Eigenschaften wurde er breit als Bestandteil von Baumaterialien eingesetzt, z. B. in Zement, Beschichtungen, Filtermaterialien, Gips, Spachtel, aber auch in Textilien[1].
Was sind die gesundheitlichen Risiken von Asbest?
Grundsätzlich gibt es kein anderes Baumaterial, welches diese Kombination nützlicher Eigenschaften aufweist. Trotz alledem ist Asbest seit 1993 in Deutschland und seit 2005 in der EU verboten[1]. Denn Asbestfasern sind aufgrund ihrer großen spezifischen Oberfläche in der Lage, lange in der Luft zu schweben, wodurch sie leicht eingeatmet werden können. In der Lunge können sie Krankheiten erzeugen, unter anderem Asbestose, einer chronischen Lungenkrankheit[5]. Asbestose äußert sich in Form von Kurzatmigkeit, die durch Vernarbungen in der Lunge hervorgerufen wird. Dies führt dazu, dass sich das Gewebe zwischen den Lungenbläschen verhärtet und das Lungenvolumen verringert wird. In der folgenden Abbildung wird eine gesunde Lunge mit einer Lunge, welche von Asbestose betroffen ist, gegenübergestellt[1],[2].

Links ist das Röntgenbild einer gesunden Lunge und rechts das Röntgenbild einer von Asbestose betroffenen Lunge dargestellt. Quelle Bild links: Praktischarzt: Röntgenbild einer gesunden Lunge. Quelle Bild rechts: Doccheck: Rö-Thorax Asbestose-Plaques pa.
Asbestfasern mit einer Länge von unter 5 µm und einem Durchmesser von über 1 µm gelten als geringfügig krebserregend. Ab einer Länge von über 7 µm und einem Durchmesser von 0.1 – 0.2 µm gelten Asbestfasern als krebserzeugend. Das bedeutet, dass sie neben Asbestose auch Krebs verursachen können. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit werden Asbestfasern im Körper nicht abgebaut und können lange überdauern, so dass sie noch Jahre nach der Exposition Krankheiten auslösen können. Asbest erreicht nicht nur die Atemwege durch das Einatmen der Fasern, sondern auch das Zwerchfell und die Magenwand durch unbewusstes Verschlucken und ihre Fähigkeit zu durchdringen[1],[2]. Das Risiko einer Erkrankung steigt, je länger und intensiver der Kontakt mit den dünnen und langen Fasern war.
Was sind unsere heutigen Risiken mit Asbest?
Das Problem ist, dass Asbest in vielen Gebäuden ist, ohne dass wir es wissen. In Gebäuden, welche in den 1960er und 1970er Jahren erbaut wurden ist Asbest häufig[4]. Im Normalfall stellen verarbeitete Asbestfasern kein Risiko dar. Sie können aber sie gefährlich werden, wenn die verarbeitete Struktur aufgebrochen wird[1],[4],[5], zum Beispiel bei Renovierungsarbeiten oder bei Zerfall aufgrund von Umwelteinflüssen. Aus diesem Grund und weil die Gefahren lange nicht bekannt waren, gab es zwischen 1994 und 2017 mehr als 34.000 Todesfälle durch asbestbedingten Krankheiten[3]. Asbestbedingte Erkrankungen sind oft Berufskrankheiten[1]. Außerdem produzieren und verarbeiten andere Länder wie z.B. Russland, China und Indien auch heute noch Asbest.[4]
Asbest ist ein gutes Beispiel für einen Stoff, der viele Jahre verwendet wurde, ohne dessen Risiken zu kennen. Aufgrund seiner gesundheitsschädlichen Eigenschaften ist es sinnvoll, diesen Baustoff wo möglich zu entfernen.
Quellen:
[1] D. Veit (2023), Faser Geschichte, Erzeugung, Eigenschaften, Markt, Berlin, SpringerVieweg, ISBN 978-3-662-64468-3, S. 399 – 421.
[2] H. Stamatiadis-Smidt (2006), Thema Krebs, Berlin, Springer, ISBN 978-3540257929, S. 47 – 51.
[3] Asbest: gefährlich und immer noch aktuell (Juni 2024), Verbraucherzentrale, https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/asbest-gefaehrlich-und-immer-noch-aktuell-48383
[4] Asbest (Juli 2024), Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/asbest#undefined
[5] Dr. A. Berg (2023), Grundkenntnisse Asbest Probennahme bei Wasserschaden FSU Pilotseminar, AB – Dr. A. Berg GmbH Planungsbürog für Schadstoffsanierung & Brandschutz.

Godje Roß
Godje Roß studiert Biologie an der Universität Hamburg. Sie hat im Wintersemester 2024/2025 die Vorlesung „Anthropogene Unfälle in der Physik“ belegt.
Ihre wissenschaftlichen Interessengebiete sind Genetik, Pflanzenphysiologie und Molekularbiologie.
Dieser Blogpost ist im Rahmen dieser Vorlesung entstanden.

Krista Menckhoff
Krista Menckhoff studiert Chemie an der Universität Hamburg. Sie belegte im Wintersemester 2024/2025 die Vorlesung „Anthropogene Unfälle in der Physik“, in deren Rahmen dieser Blogpost entstanden ist.
Sie interessiert sich sehr für die unterschiedlichen Bereiche der Chemie, jedoch hat die organische Chemie sie am meisten überzeugt. Ihre Leidenschaft für chemische Vorgänge spiegelt sich auch in ihrem Interesse für Unfälle jeglicher Art wieder.
Dieser Beitrag wurde redaktionell überarbeitet von Andrea Thorn und Florian Mischke.